
“Class of 86-Sound” presents: THE WEDDING PRESENT@Gleis 22!
Verfasst von
AM
Nach der offiziellen Ankündigung dieses Konzertes brach mein Umfeld in wahre Begeisterungsstürme aus und machte mir, ahnungslosem Geschöpf, mehr als verständlich, dass ich dieses Event unter keinen Umständen verpassen möchte. Worte wie „die sind eine englische Institution in Sachen schrammeligen Indiepop“ und „die haben die Indiebewegung Mitte der 80er deutlich mitgeprägt“ fielen dabei.
Okay, das Interesse ist geweckt. Mal sehen, ob der 25.09.13 wirklich hält, was alle versprechen.
Eröffnet wurde der Abend von „Lancaster“, die sich selber als große Fans von „The Wedding Present“ bezeichnen und entsprechend überglücklich waren mit ihren Idolen eine Bühne teilen zu dürfen.
Das Gleis 22 ist schon gut gefüllt, als die 4 Münsteraner die Bühne betreten und mit ihrem britisch und amerikanisch geprägten Indierock für eine spannungsvolle Stimmung sorgen. Aber hoppla, die Bassistin spielt plötzlich Schlagzeug und der Gitarrist Bass!? Während des gut 30-minütigen Sets tauschen die Musiker quasi reihum ihre Instrumente. Respekt. Langweilig wird es so sicher nie.
Das Gleis füllt sich währenddessen immer mehr und es ist faszinierend, dass ich mit meinen 33 Jahren tatsächlich zu den Jüngsten gehöre.
Endlich ist es dann soweit, ein rein instrumentales ruhiges Intro bereitet die Menge auf die heiß ersehnte 4-köpfige Band vor.
„The Wedding Present“ haben sich 1985 in Leeds gegründet, in einer Zeit, in der der Independent-Bereich noch innovativ, überschaubar und unverwässert war. In all den Jahren, 7 davon inaktiv, hat die Band viele wechselnde Mitglieder gehabt. David Gedge, Sänger und Hauptsongschreiber, ist als Kern der Band immer geblieben und hat für eine stets gleichbleibende gute Qualität gesorgt. Dass sich daran bis heute nichts geändert hat, präsentiert er uns mehr als deutlich.
1,5 Stunden spielt sich die Band durch 8 Studioalben (letztes Album: „Valentina“,2012) sowie diversen Singles und zieht das Publikum mit ihrem melodischen gitarrenlastigen Schrammelsound in den Bann. Die für die Band typischen knackigen „Instrumente-Ineinander-Krach“-Passagen sorgen in Kombination mit den ruhigeren Parts nicht einfach nur für einen Tempowechsel, sondern auch für eine auf-und abwiegende Stimmung beim Zuschauer, der dadurch sämtliche Gefühlslagen miterleben darf. Freud und Leid, Unruhe und Frieden. Und das alles an einem Abend. Wow!
David Gedge zeigt in einer ausdrucksstarken Gestik und Mimik wie sehr er selber die Songs lebt. Da darf man dann nach 1,5 Stunden auch ohne Zugabe zufrieden von der Bühne gehen. Der Applaus ist groß und ich habe das Gefühl, dass nicht nur ich mich erfüllt fühle. „The Wedding Present“ haben in jedem Fall unter all den Indie-Bands etwas Einzigartiges (selten habe ich Gitarren so krachen hören) und ich bin tatsächlich froh, dabei gewesen zu sein!